Die Handlung zieht sich ungefähr über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.
William Stoner, der Sohn armer Farmer, wird auf die Universität geschickt, um dort Agrarwesen zu studieren, entdeckt dort aber seine Liebe zur Literatur. Er wird diesen Ort nie wieder verlassen, erst das Studienfach wechseln und Jahre später selbst unterrichten ~ über zwei Weltkriege hinweg. Stoner heiratet und bekommt eine Tochter, schreibt ein Buch ~ doch es ist ihm in seinem Leben nicht vergönnt, richtig glücklich zu werden...

Stoner habe ich von der Buchmesse 2013 mit nach Hause gebracht ~ mit einer dringenden Leseempfehlung unseres netten Herrn Vertreters (übrigens nicht der ersten).
Ich hatte das Buch dann auch immer leise im Hinterkopf, aber wie das eben so ist, war immer alles andere erstmal wichtiger. Bis Petra an der Reihe war, unser nächstes Buch in der Leserunde auszuwählen (noch rückwirkend von ihrem Geburtstag letztes Jahr... o-o) und sich für Stoner entschieden hat. Schließlich besitzen wir günstigerweise alle das Buch, weswegen wir schon mal nicht darauf warten müssen, bis einer der anderen es endlich fertig gelesen hat und weitergeben kann.

Ich habe fast eineinhalb Monate gebraucht, um das Buch zu lesen. Wobei ich einerseits stolz darauf bin, so schnell mit dem Leserundenbuch fertig geworden zu sein, andererseits hätte ich es auch um einiges schneller schaffen können. Wenn nur... der Inhalt des Buchs nicht so gänzlich abseits meines Beuterasters wäre.
Stoner wurde ursprünglich in den 60iger Jahren geschrieben und jetzt wieder entdeckt und hoch gefeiert. Was den Stil des Autors betrifft ~ völlig zurecht! Wie er eigentlich vollkommen banale Handlungen und ein Leben ohne große Höhepunkte beschreibt ~ einfach meisterhaft! Die Seiten lesen sich so schnell weg, als würde man sie durch die Fingerspitzen einsaugen ~ und das, obwohl er eigentlich seitenweise nur beschreibt. Wie war das nochmal mit show, don't tell? Dieser Grundsatz gilt definitiv nicht für dieses Buch! Wäre der Inhalt ein anderer, dann hätte ich das Buch bestimmt auch in einem Rutsch weglesen können.
So aber...
Um es ganz deutlich und ehrlich zu sagen: Stoner ist ein furchtbar deprimierendes Buch. Die Hauptfigur William Stoner ist ein armer Tropf ~ arm auch von seiner Herkunft her, aber vor allem arm im Sinne von bemitleidenswert, angesichts dessen, was ihm in seinem Leben alles widerfährt. Wobei das keine großen Schicksalsschläge sind ~ er hat eine Frau und eine Tocher und eine Stelle als Doktor der Literatur an einer Universität ~ und doch verhindern immer wieder Einwirkungen von außen, dass er glücklich in seinem Leben werden kann. An einer Stelle in der Mitte des Buchs habe ich deshalb einige Seiten nur quergeblättert, weil ich geahnt habe, wohin der Hase dort läuft und es nicht ertragen habe, wie er von seiner Frau und seinem Kollegen behandelt wird (und sich auch behandeln lässt).
Das Ende hat mich dann mit nassen Taschentüchern hinterlassen, weil es einfach so tragisch und traurig ist, wie sein Leben verläuft - und endet. Und mag ich es, mich nach der Lektüre eines Buchs so zu fühlen? Nein, mag ich nicht.

Vom Stil her hätte das Buch vier Sterne von mir bekommen ~ wie gesagt: es ist fast schon faszinierend, wie mühelos sich die Seiten weglesen lassen. Allerdings bewerte ich Bücher immer primär nach dem Inhalt. Was nützt mir ein fantastisch geschriebenes Buch, wenn es mich unglücklich macht?! Und Stoner hat mich an vielen Stellen unglücklich gemacht. Deshalb kann ich leider nicht mehr als zwei Sterne geben. **
Und ich finde es ganz furchtbar schade, dass John Edward Williams in seinem Leben nur eine Handvoll Bücher geschrieben hat ~ und dann auch noch über solche Themen. Was wäre wohl dabei herausgekommen, wenn er sich humorvollen, leichtfüßigen Geschichten angenommen hätte?! Ganz sicher etwas, das ich hätte lesen wollen!

Leseempfehlung?  Jein
Will ich nochmal was von dem Autor lesen?  vielleicht