Nach Sturmhöhe und Reise um die Erde in achtzig Tagen haben wir mit Das Bildnis des Dorian Gray in der Leserunde erneut einen waschechten Klassiker gelesen. Mir hat die Wahl gut gepasst, weil ich das Buch vor gar nicht langer Zeit aus einer Kiste mit Mängelexemplaren gezogen hatte.

Seine Schönheit und seine Jugend bedeuten dem jungen Mann Dorian Gray mehr als alles andere in seinem Leben. Als er ein lebensechtes Portrait von sich geschenkt bekommt, äußert er leidenschaftlich den unsinnigen Wunsch, das Bildnis solle an seiner statt alt werden. Doch wunderbarerweise wird sein Wunsch erfüllt: von diesem Augenblick an altert er keinen Tag mehr. Alle Falten, Runzeln und die Zeichen seiner verdorbenen Seele verunzieren lediglich sein Bildnis, das er fortan vor allen Augen verbirgt.
Über die Jahre hinweg ergibt sich Dorian Gray jedem nur erdenklichen Laster, bis er schließlich sogar zum Mörder wird. Doch nichts davon ist seinem engelsgleichen Äußeren anzusehen... logisch, dass diese Geschichte kein glückliches Ende nimmt...

Wieder einmal hat sich bestätigt: für Literaturklassiker habe ich genauso wenig Verständnis wie für europäisches Kunstkino. Wobei ich bei diesem Buch eigentlich nicht damit gerechnet hatte, denn Oscar Wildes The Importance of Being Earnest habe ich ausgesprochen gern gelesen. Deswegen war die Enttäuschung sogar noch größer - selten habe ich mich so gepflegt gelangweilt...
Das einzige, was mir auf den über 260 Seiten positiv aufgefallen ist, waren die Naturbeschreibungen, die sehr plastisch geraten und gekonnt auf die jeweilige Atmosphäre zugeschnitten sind. Das war's an Lob aber auch schon gewesen, denn der Rest des Buchs besteht hauptsächlich aus psychologisch-philosophischem Gehirnverwurschtel-Blabla, bei dem ich nach zehn Seiten aufgehört habe, es verstehen zu wollen.
Die Charaktere, allen voran Dorian Gray, sind in höchstem Maße unsympathisch und ihre Handlungsweise zumindest für mich nicht nachvollziehbar.
Naja, was man nicht alles für seine Bildung so macht liest...