Buchinfo

Originaltitel: Waterloo
Einzelband
Genre: Sachbuch | Geschichte
Status: gelesen

erweiterte Buchinfo

Notiz

Geschichtliche Sachbücher finden immer häufiger ihren Weg auf meine Wunschliste und Waterloo befand sich dort, seitdem sich das Buch einige Wochen lang auf der Bestsellerliste getummelt hat. Keine Ahnung, warum (also, warum ich mich so brennend dafür interessiert habe, nicht, warum es auf der Bestsellerliste war...). Eigentlich müsste ich doch meinen, dass ich bei Militärthemen lieber die Flucht ergreife. Als ich das Buch in der Bücherei entdeckt habe, habe ich gleich zugeschlagen und konnte herausfinden, ob mein Interesse daran auch gerechtfertigt war.

Inhalt

Bernard Cornwell ist eigentlich als Autor historischer Romane bekannt. In seinem ersten Sachbuch nimmt er sich die berühmte Schlacht von Waterloo vor, die sich 2015 zum zweihundertsten Mal jährte.

Innere Werte

Erstmal voraus: erst als ich das Buch in die Hand genommen habe, ist mir bewusst geworden, wie peinlich wenig ich bisher über die Schlacht von Waterloo wusste. Wellington und Napoleon - okay, und auch der Grund war mir so ungefähr klar. Aber das war's dann auch schon wieder. Mir war nicht einmal bewusst, dass Waterloo in Belgien liegt, irgendwie hatte ich das bisher immer im historisch-nebulösen Niemandsland positioniert. In Europa, ja klar, aber wo genau? Darüber hatte ich bisher wirklich noch nie nachgedacht...
Zudem war dies mein erstes Buch von Bernard Cornwell und überhaupt das erste Sachbuch, das ich über irgendeinen Krieg gelesen habe.

Und um gleich die Frage zu beantworten, ob meiner Meinung nach mein Interesse an dem Buch gerechtfertigt war: auf jeden Fall! Waterloo hat sich erstaunlicherweise als eines meiner Jahreshighlights erwiesen und ist vielleicht sogar das spannendste Sachbuch, das ich bisher gelesen habe!
Ich finde, man merkt ganz deutlich, dass Bernard Cornwell eigentlich Belletristik-Autor ist - er zählt nicht nur trockene Fakten auf, sondern arbeitet die Schlachten so fesselnd auf, dass ich ständig weiterlesen wollte, obwohl ja eigentlich von Anfang an klar ist, wie sie letztendlich ausgehen.

Details wie welches Bataillon, welche Rifles, welches Regiment, welche Kavallerie, welche Guards wo waren und was gemacht haben (und zu wem die Rot-, Blau- und Grünröcke eigentlich gehörten) ging bei mir ehrlich gesagt da-rein-und-da-raus, was aber den Lesespaß nicht beeinträchtigt hat. Eher im Gegenteil hat es mir das Schlachtfeldchaos, das Waterloo war, noch mehr vor Augen geführt.
Sehr gefallen hat mir auch, dass Cornwell regelmäßig innehält, um sozusagen auf ein Einzelschicksal am Wegesrand zu zoomen und immer wieder Auszüge von Briefen und Erinnerungen zitiert. Das erhöht sogar noch die Spannung und Dramatik, weil nicht nur Fakten und Daten aufgezählt werden, sondern auch Zeitzeugen zu Wort kommen.

Optisch und haptisch ist das Buch übrigens ein echtes Schätzchen, das Papier ist dick und so weich, dass ich mich immer wieder dabei erwischt habe, wie ich schwärmerisch über die Seiten gefahren bin. Außerdem gibt es nach jedem Kapitel einige Seiten mit Schlachtgemälden, Porträts von Teilnehmenden und Karten mit den Positionen der gegnerischen Stellungen.

Hinterher habe ich einige Rezensionen zu dem Buch gelesen und bin dabei ein paar Mal über die Beschwerde gestolpert, dass Cornwell die Schlacht sehr einseitig beschreibt. Will heißen, mit fast ausschließlichem Fokus auf Wellington und den Briten, wohingegen er die Franzosen und die Preußen weitgehend außen vor lässt. Was mir während des Lesens eigentlich nicht aufgefallen ist, aber rückblickend habe ich mir dann doch gedacht, dass er schon wirklich recht wenig darüber sagt, wie die Preußen Wellington schließlich zur Unterstützung gekommen sind. Darüber hätte ich doch gerne mehr gelesen. Aber insgesamt hat sich das auch nicht negativ auf meine Meinung ausgewirkt.

Und die wäre: für einen geschichtsinteressierten Laien wirklich tolle Lektüre. Bernard Cornwell informiert, ohne einem nur reine Fakten um die Ohren zu hauen, er macht aus den Schlachten spannende Krimis, die er immer wieder mit kurzen Schwenks auf einzelne Personen (oft einfache Soldaten) auflockert, von denen die meisten mit dem Leben davonkommen sind, um später ihre Erinnerungen festhalten zu können. Er kehrt dabei aber keinesfalls die immensen Verluste und Gemetzel dieser Tage unter den Teppich. Für mich Mimose waren die Beschreibungen davon noch knapp im Rahmen des Erträglichen.

4 Orm

#124|2015
Besprechung #1341 angelegt: 30.10.2015
Besprechung: 27.12.2015
letztes Update: 27.12.2015

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